Die Empfehlungen des Umweltbundesamt in ihrer neuesten Fassung unterscheidet zwischen Schimmelbefall und Kontamination von Oberflächen! Wenn auf den Oberflächen ein Biofilm anhaftet, ist eine Kontamination durch Staub und Sporen ähnlich eines nur selten gewaschenen Autos zu betrachten- "Es sieht schlimm aus, aber das Auto würd trotzdem funktionieren. Reinigen hilft!
Auszug aus dem Leitfaden:
Mit Hilfe von mikroskopischen Analysen lässt sich Schimmelbefall von einer Verunreinigung (Kontamination) unterscheiden (siehe Kap. 5.1.2.1).
Grundsätzlich können alle Materialien, die organische Substanz (Nährstoffe) und von Mikroorganismen verwertbare Feuchte enthalten, besiedelt werden (befallen sein). Durch das Wachstum von
Mikroorganismen im Material ergibt sich im Gegensatz zu einer Kontamination einerseits eine festere Verankerung der Mikroorganismen im Material. Von diesen Mikroorganismen werden durch
Stoffwechselaktivität Metaboliten sowie Sporen aktiv in die Raumluft abgegeben. Außerdem kann es zu einer Verbreitung von Zellen (Myzelstücken) und Zellbestandteilen kommen.
Nicht wachsen können die Mikroorganismen in Materialien mit hoher Dichte wie Glas, Metall und Keramik. Nur wenn sich auf solchen glatten Materialien Nährstoffe und Feuchte ansammeln, ist
darauf ein oberflächliches Wachstum von Schimmelpilzen und Bakterien möglich. Sichtbarer Befall auf solchen Materialien ist immer auf eine anhaftende Staub- oder Schmutzschicht zurückzuführen, da
diese Schicht sowohl Feuchte speichern kann als auch Nährstoffe enthält.
Seite 15 aus dem aktuellen Leitfaden des UBA
Schimmelsporen gehören zu unserer Umwelt. Wir atmen mit jedem Atemzug Sporen ein und unser Immunsystem verhindert, dass Schimmelsporen aber auch andere lungengängige Partikel in der Luft uns krank machen.
Ausnahme ist immer, ein geschwächtes Immunsystem oder bei Sanierungen die vorbeugende, gesundheitsgefährdende Tätigkeit mit biologischen Arbeitsstoffen. Hierzu gehören auch Mineralwollfasern, Asbest, allg. alle Stäube die Lungengängig sind und bei erhöhten Konzentrationen gesundheitsgefährdend sein können.
Die Zusammensetzung der Luft wird vor allem in der Außenluft geprägt. In Gegenden mit hohem organischem Umfeld (Wald, Wiese, Bauernhöfe, etc.) ist die Konzentration der Sporen in der Regel höher als im stätischen Bereich.
Konzentrationen von bis zu 1000 Sporen pro Kubikmeter Außenluft sind nicht ungewöhnlich.
Durch den erforderlichen Luftwechsel in einer Wohnung kommt nicht nur trockene, sauerstoffreiche Luft in die Wohnung, sondern natürlich auch die Sporen.
Die Sporen sind mit bloßem Auge nicht erkennbar.!
Um sich sichtbar zu vermehren benötigen die Sporen vor allem anderen zwei Dinge:
Organische Nahrung und Oberflächenfeuchten von mehr als ca. 70 Feuchte (AW-Wert größer 0,7).
Die Sporen fressen und vermehren sich. Als "Verdauungsrückstände" bilden sich Verunreinigungen die unschön aber in der Regel keine Gefährdung für die Atemwege darstellen. (Bitte nicht essen!)
An dieser Stelle ist der Sachverstand der an der Sanierung/ Entfernung Mitwirkenden gefragt.
"Keine trockene Entfernung! Die Stäube bewirken die Gefährdung, nicht die sichtbaren Verunreinigungen!)
Ein Schaden durch z.B. aus den Folgen eines Wasserschadens ist immer anders zu bewerten als Verunreinigungen durch die Umgebungsfeuchte des Bauteils.
Eine Desinfektion zur Reduzierung einer evtl. Gesundheitsgefährdung ist immer möglich, muss jedoch bei fehlender Ursachenanalyse regelmäßig wiederholt werden.
Andreas Göhring
wird fortgesetzt !
Schimmelpilze – Schäden am Bau
Schimmelpilzbildung, wohin man (ggf. auch nicht) blickt.
Ist das tatsächlich so? Ist diese Problematik real oder nur „Mode“?
Ist es der Nutzer, der mangels Wohnintelligenz boshafter Weise die Bausubstanz (und damit evtl. auch seine eigene Gesundheit) ruiniert?
Oder sind es die völlig unfähigen Planer und Handwerker, die absolut nicht wissen, was sie machen?
Oder ist es der kapitalistische Wohnungsinhaber, der nur die Miete abkassiert aber das Gebäude nicht instand hält – in Neuhochdeutsch: eine „Heuschrecke“?
Oder??
Sicher ist nur eins:
Es wird darüber geredet und geschrieben – und mit diesem Thema viel Geld umgesetzt.
Wenn wir untersuchen, wo die Schimmelpilze in unserer Wohnumgebung hauptsächlich vorhanden sind, dann entsteht folgendes „Ranking“:
Im Außenbereich, hauptsächlich im Kompost, in den Mülltonnen, im Grasschnitt, usw.
Im Mülleimer, der intelligenter und gedeckelter Weise direkt neben der Spülmaschine schön warm (und innerlich feucht) steht.
In Staubsaugern. Einsaugen. Hegen und pflegen von Schimmelpilzen, Keimen, Viren und den dazugehörigen Futtermitteln in einen Papierbeutel. Diesen dann schön im Wärmeschrank – auch Besenschrank genannt – anzüchten, um sie beim nächsten Saugen – welches durchaus auch mit Pusten in Verbindung steht – wieder in die Wohnung zu entlassen.
Im Kühlschrank (neben der „verschimmelten Milch“, umgangssprachlich auch „Käse“ genannt) in den „verderblichen“ Lebensmitteln.
Im Kopfkissen (!), zusammen mit Milben.
Hinter Schränken und Einbauten, unter und in den Betten und Matratzen, eben überall dort, wo sich der Staub so sammelt.
Na ja – und dann natürlich auch an Wänden, meist unter den Tapeten, hinter Fußleisten, an feuchten und dunklen Orten
Diese Fakten liegen im direkten Einflussbereich der Bewohner, haben also mit unserem Thema gar nichts zu tun. Hier wäre Aufklärung sinnvoll.
Diese Hauptbelastungen werden i.d.R. nicht thematisiert. Wird aber im Mülleimer, der im „Anzuchtschrank“ neben der Spülmaschine steht, der Pilz gezüchtet und dann über die rückwärtigen Löcher des Schrankes (durch die die Be- und Entwässerung der Spüle geführt wird) hinter der Küche angesiedelt ... Wer will das schon wissen?
Bleibt 7: Schimmelpilze an Wänden, Decken, hinter Schränken, usw.
Betrachtet wir diese Situation mal aus einer anderen Perspektive: Schimmelpilz in Innenräumen kann man auch als „Krankheit des Gebäudes“ betrachten. Diese wird in erster Linie durch zu viel Feuchtigkeit verursacht. Die anderen Wachstumsparameter von Schimmelpilzen werden dann erst wirksam.
Wodurch wird diese „Krankheit“ verursacht?
Zum einen entstehen Schäden z.B. durch geplatzte Leitungen, auslaufendes oder eindringendes Wasser aus Rohrleitungen usw. Diese Ursache kann behoben, das Gebäude wieder getrocknet und der Schimmel entfernt werden. Danach ist die „Krankheit auskuriert“.
Zum anderen stellen noch zu feuchte Neubauten ein Problem dar. Das Gebäude ist für die Nutzung noch zu nass. Auch hier gilt primär, das Haus zu trocknen und die Ursache damit zu beseitigen.
Schwieriger wird es, wenn die „Krankheit“ mit der Gebäudehülle und deren Funktionen in Verbindung steht. Schauen wir uns einmal unsere „dritte Haut“, die Gebäudehülle an. Die Wand, das Dach oder andere begrenzende Bauteile sind in der Regel mehrschichtig aufgebaut: die Wand mit Außenputz, Mauerwerk und Innenputz, das Dach mit Dachhaut, Dämmung und Innenverkleidung. Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Zusammenspiel und die Funktionen zwischen Flächen, Fugen und Öffnungen sowohl in Hinblick auf die Nutzung – also auf das Innere eines Gebäudes – als auch in Bezug auf das Außenklima.
An dieser Stelle erkennen wir schnell, dass Lösungsversuche, die sich nur auf Symptombeseitigung richten, bei Umbau, Sanierung, Planung und Ausführung scheitern müssen, weil es sich um komplexe Zusammenhänge handelt, für die sich auch nur komplexe Lösungen eignen. Dabei spielt die Bandbreite des Außen- wie des Innenklimas eine ausschlaggebende Rolle. Eine „verzeihende“, fehlertolerante Bauweise puffert die unterschiedlichen, physikalischen Einwirkungen (Feuchte, Wärme, Schall), ohne dabei Schaden zu nehmen.
Ist Schimmelpilz aufgrund einer gestörten Gebäudehülle im Innenraum vorhanden, so ist mit Sicherheit etwas am oben genannten Zusammenspiel nicht in Ordnung.
Ein Beispiel:
In ein altes Haus mit einem schlecht wärmedämmenden Mauerwerk werden neue Fenster eingebaut. Die Funktionsweise, das Zusammenspiel der ehemaligen Bauteile, war aufeinander abgestimmt und bauphysikalisch im Gleichgewicht. Die Außenwand als tragendes und schützendes Element lässt möglichst wenig unerwünschte Einflüsse (Feuchte, Wärme, Schall) durch. Jedoch eine Außenwand allein dient noch nicht einer sinnvollen Nutzung. Deswegen müssen auch „Störungen“ – z.B. Fenster – eingebaut werden. Fenster lassen nicht nur Licht in den Innenraum, sondern ermöglichen auch die Luftzirkulation. Ein Kontakt mit der Außenwelt durch geplante Undichtigkeit, d.h. durch Öffnen der Fenster, wird so überhaupt erst möglich. Die alten Fensterscheiben hatten einen deutlich schlechteren Dämmwert als das Mauerwerk. Deshalb fungierten sie bei zu viel Feuchtigkeit im Innenbereich zusätzlich als „Kondensattrockner“. Wasser kondensierte an der Scheibe, wurde im unteren Bereich des Fensters gesammelt und durch ein Röhrchen nach außen abgeleitet („Kondensatfalle“). Diese Funktionsweise des Wärmeschutzes bei gleichzeitiger Entfeuchtung wird durch die Änderung nur einer wichtigen Komponente nachhaltig gestört. Der Austausch eines alten gegen ein neues Fenster bringt andere Eigenschaften und Funktionsweisen des Fensters mit sich, aber die der Wand bleiben unverändert.
So wird die Luft nicht mehr durch Undichtigkeiten nach außen ab- bzw. nicht mehr von außen zugeführt mit der
Folge erhöhter Luftfeuchte im Innenbereich. Diese Feuchtigkeit kondensiert nicht mehr an der Fensterscheibe, sondern an der Wärmebrücke, z. B. einer Wandecke, weil diese nun im Winterhalbjahr die
kälteste Stelle der Außenbauteile bildet.
Das Gebäude gerät so aus dem bauphysikalischen Gleichgewicht.
Dies bedeutet nun für Bestandsgebäude, dass alte Fenster nur dann sinnvoll durch neue Fenster ersetzt werden können, wenn der Mindestwärmeschutz der Außenwände sicher gestellt ist, d. h. der Wärmeschutz der Außenwände muss besser sein (U-Wert) als der der Fenster!
Gebäude, die nicht oder/und nur teuer zu dämmen sind, benötigen beim besten Willen keine neuen Fenster – es sei denn, dass andere Kompensationsmaßnahmen zur Verhinderung von Schimmelpilzbildung möglich und umsetzbar sind.
Und das bedeutet wiederum, dass es sinnvoll ist, zu untersuchen, ob das Gebäude saniert werden kann oder besser abgerissen werden muss.
... und nun sollen dreifachverglaste Fensterungetüme eingebaut werden, um den U-Wert von 1,1
auf sagenhafte 0,8 W/m2K (ist das wirtschaftlich überhaupt zu vertreten?) drastisch zu senken!
Ach ... und da war ja auch noch Licht und Lichtspektren, die der menschliche Körper braucht ... aber die filtern wir dann auch noch zwecks ungeheurer Energieeinsparung mit Superverglasungen aus,
damit die Kranken-Kassen klingeln ... oder so?
Gemach: Die Beschläge können die schweren Fenster sowieso nicht lange halten; zumindest brauchen wir uns dann in absehbarer Zeit keine Gedanken mehr über den so notwendigen Luftwechsel machen.
Luftwechsel = Energieverschwendung!
Wir dämmen um zu überleben und die Erde zu retten!
Ach ja, und das dann in dichten Häusern mit unendlich viel Feuchte, CO2-Smog, Ausgasungen aus Möbeln, Teppichböden, Klebern und was weis ich noch allem? Wie war das mit dem Überleben? War und ist Wohnen nicht auch mit einem Grundrecht auf Unversehrtheit verbunden?
Nun gut, bauen wir halt dauerhaft mikrobiologisch keimfreie Lüftungsanlagen ... und hoffen auf die entsprechende Wartung und Unterhaltung derselben.
Eine Innendämmung aus Gipskarton mit aufkaschiertem Styropor wurde auf die Innenwand aufgeklebt. Ursache der hohen mikrobiellen Belastung sind: 1. die Fassade ist nicht ausreichend schlagregendicht und 2. durch die Innendämmung mit einem nicht sorptiven (d.h. Feuchte aufnehmenden und wieder abgebenden) Dämmstoff kommt es an der Grenzschicht Innenputz zu sehr hoher Feuchtebelastung. Die Folge: komplette Entkernung der gesamten Wohnung durch Abbau der Innendämmung, Entfernung des Putzes, Ausbau der Fensterfugen, der Estrichrandfugen, usw. sowie komplette Feinreinigung der gesamten Wohnungseinrichtung. |
|
Die Abdichtung gegen Erdreich in einer Souterrainwohnung war nicht gegeben. Aufgrund Veränderungen im Umfeld stieg der Grundwasserspiegel an. Folge: Totalabriss des Objektes. |
|
Betonfertigteile in einer Lebensmittelfertigung mit sehr hoher Schimmelpilz- und Bakterienbelastung und der Folge der Schließung der Fabrikation bis zur Abstellung der technischen Mängel und dem Entfernen der mikrobiellen Belastung. Ob der Aufwand lohnt, die technischen Mängel am Gebäude zu sanieren oder ob der Abriss wirtschaftlich sinnvoller ist, muss im Detail geklärt werden. |
|
Ein undichtes Dach in einem zeitweise nur teilweise genutzten Büro wurde „nicht bemerkt“.
|
|
Der Dachdämmung fehlt in Teilen die Luftdichtung. Die Folge: stark mikrobiell belastete Dämmung und Holz zerstörende Pilze im Dachstuhl. Der Totalabriss des Dachstuhles war erforderlich. |
|
Neue Fenster, alter Sturz und das Ergebnis. Da auch hier der Fensterrahmen zu schmal für eine Dämmung ist, muss das Fenster wieder ausgebaut und durch ein anderes ersetzt werden. |
|
Ein Hohlboden aus einem alten Schulgebäude, von unten über den kalten und feuchten Keller über die Jahre aufgefeuchtet mit hoher mikrobieller Belastung. |
|
Duschbereich einer Turnhalle. |
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Einer mikrobiellen Belastung liegt immer ein feuchttechnischer Mangel zugrunde. Der Mangel kann aus einer Havarie, einer Wärmebrücke, nicht ausreichender Dämmung, zu geringem Luftwechsel und anderen Ursachen entstanden sein.
Wird nicht rechtzeitig und umfassend die Ursache erkannt, so entstehen rel. schnell hohe Folgekosten ... oder/und ein weiterer Schaden, z.B. ein Befall mit Holz zerstörenden Organismen.
Die Ursache des Schadens zu finden, ist die Hauptaufgabe eines Sachverständigen.
Dazu benötigt es Sachverstand und immer: Ursache beseitigen!
Die Gejammer über Krankheiten wg. einer Schimmelpilzbelastung ist keine Lösung – auch nicht das Wegschauen (was vor allem die ersten 6 eingangs erwähnten Punkte betrifft). Wird die Schimmelpilzbelastung im Innenraum auf die Hintergrundbelastung reduziert, ist auch das evtl. gesundheitliche Problem gleich mit gelöst.
© für alle Bilder: Jörg Brandhorst/ Andreas Göhring, Bonn 2012
Die Empfehlungen des Umweltbundesamt in ihrer neuesten Fassung unterscheidet zwischen Schimmelbefall und Kontamination von Oberflächen! Wenn auf den Oberflächen ein Biofilm anhaftet, ist eine Kontamination durch Staub und Sporen ähnlich eines nur selten gewaschenen Autos zu betrachten- "Es sieht schlimm aus, aber das Auto würd trotzdem funktionieren. Reinigen hilft!
Auszug aus dem Leitfaden:
Mit Hilfe von mikroskopischen Analysen lässt sich Schimmelbefall von einer Verunreinigung (Kontamination) unterscheiden (siehe Kap. 5.1.2.1).
Grundsätzlich können alle Materialien, die organische Substanz (Nährstoffe) und von Mikroorganismen verwertbare Feuchte enthalten, besiedelt werden (befallen sein). Durch das Wachstum von
Mikroorganismen im Material ergibt sich im Gegensatz zu einer Kontamination einerseits eine festere Verankerung der Mikroorganismen im Material. Von diesen Mikroorganismen werden durch
Stoffwechselaktivität Metaboliten sowie Sporen aktiv in die Raumluft abgegeben. Außerdem kann es zu einer Verbreitung von Zellen (Myzelstücken) und Zellbestandteilen kommen.
Nicht wachsen können die Mikroorganismen in Materialien mit hoher Dichte wie Glas, Metall und Keramik. Nur wenn sich auf solchen glatten Materialien Nährstoffe und Feuchte ansammeln, ist
darauf ein oberflächliches Wachstum von Schimmelpilzen und Bakterien möglich. Sichtbarer Befall auf solchen Materialien ist immer auf eine anhaftende Staub- oder Schmutzschicht zurückzuführen, da
diese Schicht sowohl Feuchte speichern kann als auch Nährstoffe enthält.
Seite 15 aus dem aktuellen Leitfaden des UBA
Schimmelsporen gehören zu unserer Umwelt. Wir atmen mit jedem Atemzug Sporen ein und unser Immunsystem verhindert, dass Schimmelsporen aber auch andere lungengängige Partikel in der Luft uns krank machen.
Ausnahme ist immer, ein geschwächtes Immunsystem oder bei Sanierungen die vorbeugende, gesundheitsgefährdende Tätigkeit mit biologischen Arbeitsstoffen. Hierzu gehören auch Mineralwollfasern, Asbest, allg. alle Stäube die Lungengängig sind und bei erhöhten Konzentrationen gesundheitsgefährdend sein können.
Die Zusammensetzung der Luft wird vor allem in der Außenluft geprägt. In Gegenden mit hohem organischem Umfeld (Wald, Wiese, Bauernhöfe, etc.) ist die Konzentration der Sporen in der Regel höher als im stätischen Bereich.
Konzentrationen von bis zu 1000 Sporen pro Kubikmeter Außenluft sind nicht ungewöhnlich.
Durch den erforderlichen Luftwechsel in einer Wohnung kommt nicht nur trockene, sauerstoffreiche Luft in die Wohnung, sondern natürlich auch die Sporen.
Die Sporen sind mit bloßem Auge nicht erkennbar.!
Um sich sichtbar zu vermehren benötigen die Sporen vor allem anderen zwei Dinge:
Organische Nahrung und Oberflächenfeuchten von mehr als ca. 70 Feuchte (AW-Wert größer 0,7).
Die Sporen fressen und vermehren sich. Als "Verdauungsrückstände" bilden sich Verunreinigungen die unschön aber in der Regel keine Gefährdung für die Atemwege darstellen. (Bitte nicht essen!)
An dieser Stelle ist der Sachverstand der an der Sanierung/ Entfernung Mitwirkenden gefragt.
"Keine trockene Entfernung! Die Stäube bewirken die Gefährdung, nicht die sichtbaren Verunreinigungen!)
Ein Schaden durch z.B. aus den Folgen eines Wasserschadens ist immer anders zu bewerten als Verunreinigungen durch die Umgebungsfeuchte des Bauteils.
Eine Desinfektion zur Reduzierung einer evtl. Gesundheitsgefährdung ist immer möglich, muss jedoch bei fehlender Ursachenanalyse regelmäßig wiederholt werden.
Andreas Göhring
wird fortgesetzt !
Schimmelpilze – Schäden am Bau
Schimmelpilzbildung, wohin man (ggf. auch nicht) blickt.
Ist das tatsächlich so? Ist diese Problematik real oder nur „Mode“?
Ist es der Nutzer, der mangels Wohnintelligenz boshafter Weise die Bausubstanz (und damit evtl. auch seine eigene Gesundheit) ruiniert?
Oder sind es die völlig unfähigen Planer und Handwerker, die absolut nicht wissen, was sie machen?
Oder ist es der kapitalistische Wohnungsinhaber, der nur die Miete abkassiert aber das Gebäude nicht instand hält – in Neuhochdeutsch: eine „Heuschrecke“?
Oder??
Sicher ist nur eins:
Es wird darüber geredet und geschrieben – und mit diesem Thema viel Geld umgesetzt.
Wenn wir untersuchen, wo die Schimmelpilze in unserer Wohnumgebung hauptsächlich vorhanden sind, dann entsteht folgendes „Ranking“:
Im Außenbereich, hauptsächlich im Kompost, in den Mülltonnen, im Grasschnitt, usw.
Im Mülleimer, der intelligenter und gedeckelter Weise direkt neben der Spülmaschine schön warm (und innerlich feucht) steht.
In Staubsaugern. Einsaugen. Hegen und pflegen von Schimmelpilzen, Keimen, Viren und den dazugehörigen Futtermitteln in einen Papierbeutel. Diesen dann schön im Wärmeschrank – auch Besenschrank genannt – anzüchten, um sie beim nächsten Saugen – welches durchaus auch mit Pusten in Verbindung steht – wieder in die Wohnung zu entlassen.
Im Kühlschrank (neben der „verschimmelten Milch“, umgangssprachlich auch „Käse“ genannt) in den „verderblichen“ Lebensmitteln.
Im Kopfkissen (!), zusammen mit Milben.
Hinter Schränken und Einbauten, unter und in den Betten und Matratzen, eben überall dort, wo sich der Staub so sammelt.
Na ja – und dann natürlich auch an Wänden, meist unter den Tapeten, hinter Fußleisten, an feuchten und dunklen Orten
Diese Fakten liegen im direkten Einflussbereich der Bewohner, haben also mit unserem Thema gar nichts zu tun. Hier wäre Aufklärung sinnvoll.
Diese Hauptbelastungen werden i.d.R. nicht thematisiert. Wird aber im Mülleimer, der im „Anzuchtschrank“ neben der Spülmaschine steht, der Pilz gezüchtet und dann über die rückwärtigen Löcher des Schrankes (durch die die Be- und Entwässerung der Spüle geführt wird) hinter der Küche angesiedelt ... Wer will das schon wissen?
Bleibt 7: Schimmelpilze an Wänden, Decken, hinter Schränken, usw.
Betrachtet wir diese Situation mal aus einer anderen Perspektive: Schimmelpilz in Innenräumen kann man auch als „Krankheit des Gebäudes“ betrachten. Diese wird in erster Linie durch zu viel Feuchtigkeit verursacht. Die anderen Wachstumsparameter von Schimmelpilzen werden dann erst wirksam.
Wodurch wird diese „Krankheit“ verursacht?
Zum einen entstehen Schäden z.B. durch geplatzte Leitungen, auslaufendes oder eindringendes Wasser aus Rohrleitungen usw. Diese Ursache kann behoben, das Gebäude wieder getrocknet und der Schimmel entfernt werden. Danach ist die „Krankheit auskuriert“.
Zum anderen stellen noch zu feuchte Neubauten ein Problem dar. Das Gebäude ist für die Nutzung noch zu nass. Auch hier gilt primär, das Haus zu trocknen und die Ursache damit zu beseitigen.
Schwieriger wird es, wenn die „Krankheit“ mit der Gebäudehülle und deren Funktionen in Verbindung steht. Schauen wir uns einmal unsere „dritte Haut“, die Gebäudehülle an. Die Wand, das Dach oder andere begrenzende Bauteile sind in der Regel mehrschichtig aufgebaut: die Wand mit Außenputz, Mauerwerk und Innenputz, das Dach mit Dachhaut, Dämmung und Innenverkleidung. Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Zusammenspiel und die Funktionen zwischen Flächen, Fugen und Öffnungen sowohl in Hinblick auf die Nutzung – also auf das Innere eines Gebäudes – als auch in Bezug auf das Außenklima.
An dieser Stelle erkennen wir schnell, dass Lösungsversuche, die sich nur auf Symptombeseitigung richten, bei Umbau, Sanierung, Planung und Ausführung scheitern müssen, weil es sich um komplexe Zusammenhänge handelt, für die sich auch nur komplexe Lösungen eignen. Dabei spielt die Bandbreite des Außen- wie des Innenklimas eine ausschlaggebende Rolle. Eine „verzeihende“, fehlertolerante Bauweise puffert die unterschiedlichen, physikalischen Einwirkungen (Feuchte, Wärme, Schall), ohne dabei Schaden zu nehmen.
Ist Schimmelpilz aufgrund einer gestörten Gebäudehülle im Innenraum vorhanden, so ist mit Sicherheit etwas am oben genannten Zusammenspiel nicht in Ordnung.
Ein Beispiel:
In ein altes Haus mit einem schlecht wärmedämmenden Mauerwerk werden neue Fenster eingebaut. Die Funktionsweise, das Zusammenspiel der ehemaligen Bauteile, war aufeinander abgestimmt und bauphysikalisch im Gleichgewicht. Die Außenwand als tragendes und schützendes Element lässt möglichst wenig unerwünschte Einflüsse (Feuchte, Wärme, Schall) durch. Jedoch eine Außenwand allein dient noch nicht einer sinnvollen Nutzung. Deswegen müssen auch „Störungen“ – z.B. Fenster – eingebaut werden. Fenster lassen nicht nur Licht in den Innenraum, sondern ermöglichen auch die Luftzirkulation. Ein Kontakt mit der Außenwelt durch geplante Undichtigkeit, d.h. durch Öffnen der Fenster, wird so überhaupt erst möglich. Die alten Fensterscheiben hatten einen deutlich schlechteren Dämmwert als das Mauerwerk. Deshalb fungierten sie bei zu viel Feuchtigkeit im Innenbereich zusätzlich als „Kondensattrockner“. Wasser kondensierte an der Scheibe, wurde im unteren Bereich des Fensters gesammelt und durch ein Röhrchen nach außen abgeleitet („Kondensatfalle“). Diese Funktionsweise des Wärmeschutzes bei gleichzeitiger Entfeuchtung wird durch die Änderung nur einer wichtigen Komponente nachhaltig gestört. Der Austausch eines alten gegen ein neues Fenster bringt andere Eigenschaften und Funktionsweisen des Fensters mit sich, aber die der Wand bleiben unverändert.
So wird die Luft nicht mehr durch Undichtigkeiten nach außen ab- bzw. nicht mehr von außen zugeführt mit der
Folge erhöhter Luftfeuchte im Innenbereich. Diese Feuchtigkeit kondensiert nicht mehr an der Fensterscheibe, sondern an der Wärmebrücke, z. B. einer Wandecke, weil diese nun im Winterhalbjahr die
kälteste Stelle der Außenbauteile bildet.
Das Gebäude gerät so aus dem bauphysikalischen Gleichgewicht.
Dies bedeutet nun für Bestandsgebäude, dass alte Fenster nur dann sinnvoll durch neue Fenster ersetzt werden können, wenn der Mindestwärmeschutz der Außenwände sicher gestellt ist, d. h. der Wärmeschutz der Außenwände muss besser sein (U-Wert) als der der Fenster!
Gebäude, die nicht oder/und nur teuer zu dämmen sind, benötigen beim besten Willen keine neuen Fenster – es sei denn, dass andere Kompensationsmaßnahmen zur Verhinderung von Schimmelpilzbildung möglich und umsetzbar sind.
Und das bedeutet wiederum, dass es sinnvoll ist, zu untersuchen, ob das Gebäude saniert werden kann oder besser abgerissen werden muss.
... und nun sollen dreifachverglaste Fensterungetüme eingebaut werden, um den U-Wert von 1,1
auf sagenhafte 0,8 W/m2K (ist das wirtschaftlich überhaupt zu vertreten?) drastisch zu senken!
Ach ... und da war ja auch noch Licht und Lichtspektren, die der menschliche Körper braucht ... aber die filtern wir dann auch noch zwecks ungeheurer Energieeinsparung mit Superverglasungen aus,
damit die Kranken-Kassen klingeln ... oder so?
Gemach: Die Beschläge können die schweren Fenster sowieso nicht lange halten; zumindest brauchen wir uns dann in absehbarer Zeit keine Gedanken mehr über den so notwendigen Luftwechsel machen.
Luftwechsel = Energieverschwendung!
Wir dämmen um zu überleben und die Erde zu retten!
Ach ja, und das dann in dichten Häusern mit unendlich viel Feuchte, CO2-Smog, Ausgasungen aus Möbeln, Teppichböden, Klebern und was weis ich noch allem? Wie war das mit dem Überleben? War und ist Wohnen nicht auch mit einem Grundrecht auf Unversehrtheit verbunden?
Nun gut, bauen wir halt dauerhaft mikrobiologisch keimfreie Lüftungsanlagen ... und hoffen auf die entsprechende Wartung und Unterhaltung derselben.
Eine Innendämmung aus Gipskarton mit aufkaschiertem Styropor wurde auf die Innenwand aufgeklebt. Ursache der hohen mikrobiellen Belastung sind: 1. die Fassade ist nicht ausreichend schlagregendicht und 2. durch die Innendämmung mit einem nicht sorptiven (d.h. Feuchte aufnehmenden und wieder abgebenden) Dämmstoff kommt es an der Grenzschicht Innenputz zu sehr hoher Feuchtebelastung. Die Folge: komplette Entkernung der gesamten Wohnung durch Abbau der Innendämmung, Entfernung des Putzes, Ausbau der Fensterfugen, der Estrichrandfugen, usw. sowie komplette Feinreinigung der gesamten Wohnungseinrichtung. |
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Die Abdichtung gegen Erdreich in einer Souterrainwohnung war nicht gegeben. Aufgrund Veränderungen im Umfeld stieg der Grundwasserspiegel an. Folge: Totalabriss des Objektes. |
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Betonfertigteile in einer Lebensmittelfertigung mit sehr hoher Schimmelpilz- und Bakterienbelastung und der Folge der Schließung der Fabrikation bis zur Abstellung der technischen Mängel und dem Entfernen der mikrobiellen Belastung. Ob der Aufwand lohnt, die technischen Mängel am Gebäude zu sanieren oder ob der Abriss wirtschaftlich sinnvoller ist, muss im Detail geklärt werden. |
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Ein undichtes Dach in einem zeitweise nur teilweise genutzten Büro wurde „nicht bemerkt“.
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Der Dachdämmung fehlt in Teilen die Luftdichtung. Die Folge: stark mikrobiell belastete Dämmung und Holz zerstörende Pilze im Dachstuhl. Der Totalabriss des Dachstuhles war erforderlich. |
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Neue Fenster, alter Sturz und das Ergebnis. Da auch hier der Fensterrahmen zu schmal für eine Dämmung ist, muss das Fenster wieder ausgebaut und durch ein anderes ersetzt werden. |
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Ein Hohlboden aus einem alten Schulgebäude, von unten über den kalten und feuchten Keller über die Jahre aufgefeuchtet mit hoher mikrobieller Belastung. |
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Duschbereich einer Turnhalle. |
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Einer mikrobiellen Belastung liegt immer ein feuchttechnischer Mangel zugrunde. Der Mangel kann aus einer Havarie, einer Wärmebrücke, nicht ausreichender Dämmung, zu geringem Luftwechsel und anderen Ursachen entstanden sein.
Wird nicht rechtzeitig und umfassend die Ursache erkannt, so entstehen rel. schnell hohe Folgekosten ... oder/und ein weiterer Schaden, z.B. ein Befall mit Holz zerstörenden Organismen.
Die Ursache des Schadens zu finden, ist die Hauptaufgabe eines Sachverständigen.
Dazu benötigt es Sachverstand und immer: Ursache beseitigen!
Die Gejammer über Krankheiten wg. einer Schimmelpilzbelastung ist keine Lösung – auch nicht das Wegschauen (was vor allem die ersten 6 eingangs erwähnten Punkte betrifft). Wird die Schimmelpilzbelastung im Innenraum auf die Hintergrundbelastung reduziert, ist auch das evtl. gesundheitliche Problem gleich mit gelöst.
© für alle Bilder: Jörg Brandhorst/ Andreas Göhring, Bonn 2012